Zu Besuch im Alten Land
Kleine Obstbäume wohin das Auge reicht. Wer schon mal durch das Alte Land gefahren ist, kennt dieses beeindruckende Landschaftsbild. In der Erntesaison begegnet man auf den Straßen zahlreichen kleinen Traktoren, die die Anhänger voller frisch gepflückter Äpfel von der Obstplantage zum Hof transportieren. Wir sind zu Gast auf dem Obsthof Münch in der Nähe von Hamburg.
Bei einem Kaffee erzählt uns Claus-Peter Geschichten aus alten Zeiten. Familie Münch und die Gemüsegärtner verbindet eine lange Zusammenarbeit. Vor 35 Jahren sind wir alle 3 Wochen mit dem Transporter nach Hamburg hochgefahren, um Äpfel für drei Betriebe zu holen. Heute werden wir wöchentlich mit frischen Äpfeln von Münch beliefert. So wie damals unsere Visionen von biologisch erzeugten Lebensmitteln, wurden auch Münchs frühe Anfänge in den 1980er Jahren mit viel Skepsis betrachtet.
Bio-Pioniere im Alten Land
Als einer der ersten begann Claus-Peter 1981 mit dem biologischen Obstanbau im Alten Land. Zwei Jahre später folgten Bioland-Zertifizierung und die Vermarktung des eigenen Bio-Obstes. Drei Generationen sind mittlerweile am Obstanbau beteiligt. Wie auch wir in Kalkriese, so ist der Obsthof Münch mit den Jahren gewachsen. Auf mittlerweile 120 Hektar wird Obst, hauptsächlich Äpfel, aber auch Birnen und Zwetschgen angebaut.
Die ältesten Apfelbäume auf dem Gelände wurden im Jahr 1933 gepflanzt. Seit dem hat sich einiges im Obstanbau geändert. Während die über 90 Jahre alten Bäume einige Meter groß sind und nur mit Hilfe einer Leiter beerntet werden können, sind die jungen Obstbäume recht klein, sodass ihre Äpfel bequem vom Boden aus gepflückt werden können.
Reine Handarbeit
Geerntet wird ausschließlich per Hand. Eine beeindruckende Leistung, wenn man bedenkt dass auf den Flächen von Münch circa 3000 Tonnen Äpfel im Jahr geerntet werden. Da im Bio-Anbau auf jegliche Chemie verzichtet wird, gibt es übrigens eine andere Variante, um empfindliche Sorten haltbarer oder lagerfähiger zu machen. Beim Heißwassertauchverfahren werden die Äpfel in einem 50°C warmen Wasserbad erhitzt, wodurch sich die natürliche Wachsschicht der Schale verschließt und die Äpfel dadurch robuster sind. Zusätzlich können die Äpfel durch modernste Sortiertechnik besonders fruchtschonend aufbereitet werden.
„Dieses Jahr ist kein gutes Jahr für die Farbe der Äpfel“
Wie in allen Bereichen der Landwirtschaft, entscheidet die Natur auch im Obstanbau wie die Ernte ausfällt. In diesem Jahr sind die Farben der Äpfel weniger knallig und intensiv. Dennoch schmecken sie wie in jedem Jahr ausgesprochen gut. Bei Münch werden hauptsächlich Tafeläpfel, also Äpfel für den direkten Verzehr, angebaut. Obst mit Druckstellen oder anderen kleinen Mängeln wird aussortiert und bei Voelkel zu Saft, wie zum Beispiel unserem neuen Gemüsegärtner-Apfelsaft verarbeitet.
Übrigens: Zwischen den ganzen Apfelbäumen befinden sich immer wieder kleinere Seen. „Im Sommer springen wir nach der Ernte auch einfach mal ins Wasser. Das tut richtig gut!“ erzählt Claus-Peter. Das ist aber nicht der eigentliche Grund für das Vorhandensein der Seen. Das Wasser der sogenannten Frostschutzberegnungsbecken dient im Winter dazu, die Obstbäume bei beginnendem Frost zu beregnen. Dadurch bildet sich eine dünne Eisschicht um die Äste, die die Bäume vor den niedrigen Temperaturen schützt.
„Biologischer Obstanbau ist für uns Arbeiten an einer lebendigen, lebenswerten Zukunft.“
Auf dem Obsthof Münch wird mit der Natur und nicht gegen sie gearbeitet. Die Bewahrung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit und der Schutz des Lebensraums der Wildpflanzen und Nützlinge haben höchste Priorität. Diese Vision und das Wissen um den nachhaltigen und ökologischen Obstanbau gibt die Familie an Interessierte aus ganz Europa gerne weiter.
Tierische Apfelfans
Auf den Flächen sind auch einige Nützlinge zu Hause. Neben Mauerbienen, die in speziellen Nistkästen leben, gibt es überall Blühstreifen, die vielen anderen Insekten, Vögeln und Wildtieren natürliches Zuhause bieten. Das bemerken wir bei unserem Besuch, als ein Reh ganz friedlich durch die Apfelbaumreihen spaziert. „Auch Rehe haben ihre Lieblingssorten.“, erklärt uns Claus-Peter und lacht. „Sie naschen die Blätter von bestimmten Sorten viel lieber als von anderen“.