Zu Besuch bei Raimund Bäumer
Die Erdbeeren sind aus dem Winterschlaf erwacht. Wir sind durchs Tecklenburger Land gefahren und am Kriegerdenkmal in Brochterbeck in die Niederdorfer Straße abgebogen. Bald erkennt man von der Straße aus schon die ersten Folientunnel eines Bioland-Hofs. Wir parken auf dem Hof und beim Aussteigen empfängt uns das intensive Aroma reifer Erdbeeren und unser langjähriger Partner Raimund Bäumer.
Gemüsegärtner: Wieso gibt es von euch von Mai bis August immer frische Erdbeeren?
Raimund Bäumer: Nach 13 Jahren Erfahrung im Erdbeeranbau haben wir mittlerweile den Bogen raus und bauen 6 Sorten an, die uns ein lückenloses Angebot reifer, erntefrischer Früchte garantieren. Natürlich muss auch das Wetter mitspielen. Deshalb beginnt die Saison mit der ganz frühen Sorte Clery im Folientunnel, dann kommen Freilandsorten wie die Sonata und die Malling Centenary. Die Saison endet dann mit spätreifen Sorten wie der Malwina.
Gemüsegärtner: Eure ersten Erdbeeren sind köstlich, aber auch recht teuer.
Raimund Bäumer: Die Clery bringt leckere Früchte, hat aber wenig Ertrag. Die Folientunnel werden jedes Jahr umgesetzt, damit die Pflanzen immer in frischen Boden kommen. Die Tunnel müssen belüftet werden, sonst überhitzen die Pflanzen und dann gibt es noch Stürme, die für viel Reparaturarbeit sorgen. Dieser Aufwand sorgt für den Preis.
Gemüsegärtner: Auch eure Freilandsorten wachsen unter Vlies. Wozu ist das nötig?
Raimund Bäumer: Unter dem Vlies ist das Klima ausgeglichener. Wir nutzen den Gewächshauseffekt, der den Boden gleichmäßig erwärmt und so das Wachstum beschleunigt. Durch das Auf- und Abdecken des Vlies lässt sich die Reifung maßvoll steuern und wenn die Pflanzen blühen wird komplett abgedeckt, um die Befruchtung zu ermöglichen. Im Freiland sorgen die Bienen und der Wind dafür – in den Folientunneln setzen wir Erdhummeln ein.
Gemüsegärtner: Was braucht es sonst noch, um einen guten Ertrag zu erzielen?
Raimund Bäumer: Damit die Pflanzen genügend Nährstoffe bekommen, setzen wir ausschließlich unseren eigenen Wirtschaftsdünger ein, da wir auch Schweine und Rinder halten. Weiter ist die Feldhygiene wichtig und arbeitsaufwendig, die von einem erfahrenen Team jeden Tag durchgeführt wird. Jeder Mitarbeiter hat einen kleinen Erntewagen mit einem Eimer daran bei sich, in den schlechte und verwachsene Früchte sofort abgesammelt werden. Natürlich wird mit viel Fingerspitzengefühl per Hand geerntet, denn die Früchte sind empfindlich. Am Hof wird dann noch mal durchsortiert, damit eure Kunden nur 1. Qualität bekommen.
Gemüsegärtner: Lieber Herr Bäumer, wir danken für das Gespräch, das ein Tecklenburgischer Bauer schon geschwätzig nennen mag. Aber unsere Kunden mögen nicht nur Ihre Erdbeeren, sondern auch die Infos dazu.