Eine paradiesische Vielfalt
Immer wenn die Erntemonate anfangen, kommt auch eine Ahnung von paradiesischen Zeiten. Oder öffnet die Fülle der Früchte nur die Augen dafür, dass wir immer noch im Paradies leben? Niemand hat uns vertrieben, kein kleinmütiger Gott, niemand kann uns vertreiben außer wir selbst. Obwohl wir diesen Garten Eden vermüllen, vergiften und verachten, ist Verlass auf Mutter Erde. Egal wie weit wir uns von Acker und Erde entfernt fühlen – wir sind ein Teil der Natur und können ohne sie nicht überleben.
Es ist keine Angelegenheit von Angebot und Nachfrage sondern ein Wunder, dass wir nach Sturm, Kälte, Hitze, Dürre und Dauerregen wieder genug zu essen haben. Es ist nicht selbstverständlich, dass auch das nächste Jahr uns wieder ernährt. Auch wenn die Ernte mal kleiner ausfällt, jammern wir doch auf hohem Niveau, gemessen an andere Regionen dieser Welt. Auch die Leute im globalen Süden wollen gut davon leben, dass sie uns exotische Früchte, Kaffee und Gewürze liefern. Ein Zeichen des Dankes wäre ein umfassender Fairtrade-Handel. Das Erntedankfest – oft verkitscht und als Open-Air-Event aufgezogen – ist ein Rest der Dankbarkeit, die frühere, vermeintlich rückständigere Generationen noch verspürt haben. Dieses Fest gehört zu den wichtigsten Ritualen, die uns bleiben werden so lange es uns gibt. Es stiftet Sinn für die Gemeinschaft aller, die zu dieser Fülle beigetragen haben und die freundlich mit denen teilen, die dazu nicht oder nicht mehr in der Lage sind. Das ist der Grund für ein freudiges Fest, mit gutem Essen und Trinken, mit Tanz und Gesang. Denn Innehalten ist wichtig, weil das Rad sich weiter dreht zur Ernte im nächsten Jahr.
Im ökologischen Landbau werden wir dazu im Einklang mit der Natur und ihren Gesetzen beitragen. Wir wollen nicht gegen, sondern mit der Natur arbeiten, weil sie größer ist als wir und es keinen Sinn macht gegen sie anzurennen. Achtung und Respekt sind eher angebracht und natürlich ein schlichter Dank.