Grünzeug aus Gehrde beliefert die Gemüsegärtner

Stefan Puls von Grünzeug kontrolliert den Zuckermais

Ein Lieferanten-aus-der-Region-Porträt.

Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl und die Geburt des ersten Kindes waren der entscheidende Anstoß für die Wende im Leben von Stephan Puls, dem Gründer des Gemüsebetriebes „Grünzeug“. Er wollte raus aus dem „Alltagstrott“ und so entschieden sich er und seine Partnerin wagemutig für den Bio-Gemüseanbau. Ein Resthof in Gehrde bei Bersenbrück, mit einem dreiviertel Hektar Ackerfläche, konnten die Ex-Bremer schnell erwerben. Sie starteten 1987 mit dem Anbau von Kohl, Kartoffeln und Möhren – „Grünzeug“ war geboren. Stephan Puls probierte eifrig aus, was auf dem Gehrdener Boden gut wuchs. Er baute bald Gewächshäuser, um sein Angebot zu vergrößern. „Learning by doing“ war das Motto. Hilfreich waren Optimismus, das Glück des Tüchtigen und die unzähligen Gespräche mit anderen Bauern und den Beratern des Bioland-Anbauverbandes, dem Stephan Puls mit „Grünzeug“ angeschlossen ist.

Der kleine Hof mausert sich zu einem erstklassigen Betrieb

„In den ersten fünf Jahren ernteten wir nichts als Arbeit ohne Ende, aber dann hatten wir es geschafft.“ Der kleine Hof mauserte sich zu einem erstklassigen Betrieb, der neben bester Qualität eine unglaubliche Vielfalt produziert. Heute bewirtschaftet Stephan Puls 16,5 Hektar Freilandfläche und 1800m2 in Gewächshäusern. Mit seinen Mitarbeitern zieht er Jungpflanzen an, sät und erntet Buschbohnen, alle erdenklichen Kohl- und Salatsorten, Kräuter, Kartoffeln, Paprika, Tomaten und so ziemlich alles, was es an Gemüsen und Kräutern gibt. Damit die Qualität seiner Produkte stimmt, tut Stephan Puls viel für die Vitalität seiner Böden. Außerdem achtet er bei der Sortenwahl darauf, dass der Geschmack besonders gut und der Wuchs harmonisch ist. Geerntet wird immer ganz frisch.

In diesem Sommer haben wir Stefan Puls wieder besucht, damit er uns die Geschichte von „Grünzeug“ noch einmal erzählt.

Gemüsegärtner: „Herr Puls, Sie sind kein gelernter Gemüsebauer und haben auch keinen Hof geerbt. Sie haben sich trotzdem gut auf dem Markt für biologische Erzeugnisse etabliert. Haben Sie gewusst, worauf Sie sich einlassen?“

Stefan Puls: „Ich heiße Stefan und als langjährige Partner können wir uns duzen. Nein, das haben wir zum Glück nicht gewusst! Ich war Schlosser und meine Frau war Lehrerin. Wir sind da ganz naiv ran gegangen, aber wir waren entschlossen, konnten arbeiten und haben von Anfang an versucht, unsere Anbaupalette möglichst breit zu fächern, so weit das auf nicht ganz einem Hektar eben geht. Nach und nach konnten wir angrenzende Flächen dazu pachten. Wir hatten z. B. gemerkt, dass es eine Lücke im Angebot von Kohlsorten gab und die haben wir glücklicherweise genutzt.“

Gemüsegärtner: „Wie kann man denn auf einem Hektar eine lohnende Vielfalt anbauen?“

Stefan Puls: „Also, das geht schon. Wir hatten das ganze Sortiment. Hiervon eine Reihe, davon zwei Reihen usw. Für euren Lieferservice hat am Anfang ja auch ein Kombi gereicht. Die Vermarktung war auch noch nicht geregelt. Wir dachten, wir gehen auf die Wochenmärkte und richten einen Hofladen ein. Das  wir mal so große Abnehmer wie euch beliefern würden, konnten wir uns anfangs nicht vorstellen. Aber nur so können wir unser Gemüsesortiment weiter in großen Mengen anbauen.“

Gemüsegärtner: „Wir bekommen viele Kohlsorten von euch. Kohlpflanzen sind Starkzehrer. Ist der Boden dafür besonders geeignet?“

Stefan Puls begutachtet die Reife der Zuckermaiskolben.

Stefan Puls: „Optimal ist er nicht. Unser Boden ist eher leicht, aber er ist tiefgründig und hat eine mächtige Humusschicht. Dadurch können die Pflanzen tief wurzeln und reichlicher Nährstoffe aufnehmen. Es ist ein Eschboden, entstanden durch jahrhundertlanges Aufschütten mit Grasplaggen. Als Dünger verwenden wir Pferdemist vom Nachbarn und vor allem unseren eigenen Klee.“

Gemüsegärtner: „Wie viele Mitarbeiter habt ihr mittlerweile?“

Stefan Puls: „Wir haben ein Team von sechzehn Leuten und noch vier Saisonkräfte. Dabei achten wir darauf, dass die Marktverkäufer regelmäßig einen Hoftag machen, damit sie den Bezug zu den Abläufen auf dem Feld behalten. Schließlich müssen sie unseren Marktkunden ja auch erklären können, warum die Kartoffeln nicht so reichlich sind wie im letzten Jahr. Diese lange Regenzeit hat eine verheerende Krautfäule ausgelöst und viele Knollen sind im Boden verfault.“

Gemüsegärtner: „Ist gerade Hochsaison für ein bestimmtes Gemüse?“

Stefan Puls: „Du hast ja die Schlangengurken im Gewächshaus gesehen, die Paprika, die Tomaten und auf dem Feld sind Wirsing,Blumen- und Spitzkohl erntereif. Bald ist auch der erste Zuckermais so weit und Kräuter, wie Petersilie kraus und glatt, werden ständig geerntet. Es gibt immer was zu tun: Das ist der Vorteil eines großen Sortiments – und bei schlechtem Wetter haben wir ja die Gewächshäuser.“
Gemüsegärtner: „Die Qualität und Frische eurer Produkte wissen wir sehr zu schätzen. Viele Gemüse, welche wir in unserer Gärtnerei nicht anbauen oder in nicht ausreichender Menge produzieren, beziehen wir von euch. Wir sind verwöhnt von Grünzeugqualität und dafür bedanken wir uns im Namen unserer Kunden. Gibt es neue Erkenntnisse im Anbau von regionalen Spezialitäten?“

Stefan Puls: „Na klar! Die Schwarzwurzeln kommen besonders gut, seit wir sie auf Dämmen anbauen. Sie mögen einfach keine nassen Füße!“

Gemüsegärtner: „Dann werden wir unseren Kunden schon mal den Mund wässrig machen. Wir danken für das Gespräch und freuen uns auf mehr kulinarische Erkenntnisse.“

Schmecken Sie die besondere Gehrdener Qualität.

Stefan Puls auf dem Acker