Bio-Gemüseanbau – wie geht das?
Wie ist es eigentlich als Gärtner/-in im Bio Gemüseanbau einer Bioland Gärtnerei zu arbeiten? Wir haben die Gärtner/-innen bei ihrer Arbeit einen Tag lang begleitet. Die Bioland Gärtnerei in Kalkriese gibt es schon seit Anfang der 80er Jahre. Tobi, einer der beiden Geschäftsführer der Gärtnerei und Leon, Auszubildender zum Gärtner mit Schwerpunkt Gemüseanbau, haben uns verraten, was sie am liebsten in der Gärtnerei machen und wie ihre Arbeit als Gemüsegärtner aussieht.
Typischer Gemüsegärtner Tag
Um 7 Uhr beginnt der Tag. Nach einer kurzen Besprechung und Aufgabenverteilung starten wir zusammen mit Tobi mit der Gurkenernte im Gewächshaus.
Alex: Tobi, du bist einer der Chefs hier in der Gemüsegärtnerei Kalkriese und auch schon lange dabei. Ihr habt kürzlich die Führung hier übernommen. Wie ist das hier als Chef zu arbeiten?
Tobi: Im Prinzip mache ich nichts Anderes als vorher, aber ich darf alles machen und das ist ganz schön. Und heute darf ich dir zeigen, wie man Gurken erntet. Wir haben hier extra ein paar schöne Gurken. Du kommst zum richtigen Zeitpunkt und ich freue mich, dass ihr uns unterstützt. Lasst uns loslegen!
Im Glashaus direkt an der Gemüsegärtnerei stehen die Gurkenpflanzen. Reihe für Reihe werden die Gurken geerntet.
Tobi: Du behältst immer nur eine Reihe im Auge, damit du keine Gurke vergisst. Die Gurke sollte 200 bis 300 Gramm wiegen und darf nicht zu groß sein, sie muss ja noch in eure Kisten passen.
Nicht jede Gurke ist ganz gerade, die ein oder andere entspricht nicht ganz der Norm.
Alex: Könnt ihr so eine krumme Gurke denn auch noch verkaufen?
Tobi: Auch eine krumme Gurke darf rein. Wir haben ja zum Glück die Direktvermarktung und den direkten Austausch mit den Kunden und du weißt ja, dass es auch einen Liebhaber für diese krumme Gurke gibt. Auch im Bio Bereich sollte man ja auf Verschwendung achten, die Pflanze hat für die Gurke ja nun auch gekämpft.
Bio Gemüseanbau bedeutet Handarbeit
Nachdem genug Gurken in den Transportkisten gelandet sind, geht es für uns weiter zu den Tomaten. Die Tomatenpflanzen wachsen im Folientunnel, diese sind etwa 250 Meter von der Gemüsegärtnerei entfernt. Was man hier auf jeden Fall merkt, Bio Gemüseanbau ist häufig echte Handarbeit. Zum Beispiel wird das Unkraut Jäten oft von Hand gemacht, um auf den Einsatz der Chemie Keule verzichten zu können. Das ist auch mit einer der Gründe, warum Bio Produkte häufig etwas teurer sind als konventionelle. Der Arbeitsaufwand ist oft höher. Nach der Tomatenernte fahren wir zum großen Acker, um Salat zu ernten. Insgesamt sind dort zwölf Hektar Acker, also 18 Fußballfelder, die den Gemüsegärtner/-innen für den Bio Gemüseanbau zur Verfügung stehen. Der große Acker liegt direkt neben der Halle, in der unsere Kisten gepackt werden. Vom Feld bis in die Kiste sind es also gerade einmal 200 Meter.
Tobis Lieblingsgemüse
Alex: Hast du hier eine Lieblingstätigkeit, die du am liebsten machst?
Tobi: Ja, Chicorée ernte ich am allerliebsten! Das könnte ich den ganzen Tag machen, die ganze Woche, das ganze Jahr. Der piekst nicht, wie die Zucchini, ist wetterunabhängig und wir können nebenbei Musik hören. 15 Grad Treibtemperatur ist eine angenehme Arbeitstemperatur. Man kann sich nett mit Kollegen unterhalten und man arbeitet immer im Team. Das macht mir besonders viel Spaß.
Alex: Unsere Kunden wollten gerne wissen, was dein Lieblingsgemüse ist?
Tobi: Das ist eine Menge, ich esse gerne Chicorée, aber ich verkaufe ihn viel lieber. Ich baue ihn total gerne an, ich baue alles gerne an. Ich habe nicht ein Lieblingsgemüse, es sind mindestens 24!
Alex: Was muss denn der ideale Gärtner mitbringen, wenn er Bio Gemüsegärtner werden möchte?
Tobi: Motivation, Spaß am Beruf und teamfähig muss er sein. Man muss Lust darauf haben, Gemüse anzubauen und Interesse, dann geht der Rest von ganz alleine.
Ausbildung zum Gärtner mit Fachrichtung Bio Gemüseanbau
Nach der Frühstückspause hat es leider angefangen zu regnen. Deshalb geht’s jetzt erstmal für uns zu Azubi Leon ins Gewächshaus, um Peperoni zu ernten.
Alex: Leon, wie bist du eigentlich dazu gekommen, Gemüsegärtner zu werden?
Leon: Ich bin da quasi mehr oder weniger reingerutscht. Ich habe vorher in der Gastronomie gearbeitet, wo wir hauptsächlich biologische und regionale Lebensmittel verarbeitet haben. Ich hatte immer schon irgendwie einen Hang dazu in die Richtung zu gehen und bin dann über einen ehemaligen Schulkameraden, der hier vor mir die Ausbildung gemacht hat, an den Betrieb geraten. Er hat mich hier quasi reingezogen und seitdem bin ich hier und überglücklich. Es macht mir irre viel Spaß.
Alex: Was macht dir am meisten Spaß an deiner Ausbildung?
Leon: Also im Grunde eigentlich alles, aber ich gehe vor allem ziemlich darin auf, wenn es um Pflege geht. Also die Kulturen pflegen, am Leben erhalten, gucken was deine Pflege bewirkt, wie die Pflanze darauf reagiert. Das macht schon ziemlich viel Spaß, aber ansonsten ist die Ernte super, das Waschen, das für die Vermarktung vorbereiten, eigentlich das Rundum-Paket, das finde ich super.
Um 13 Uhr endet die Samstag-Schicht in der Bioland Gärtnerei. Wir haben viel erlebt und mitbekommen, wie das Leben als Gemüsegärtner/-in ist, und gehört, was die Unterschiede zum konventionellen Anbau sind. Es gibt natürlich noch viele andere interessante Themen, wie die Fruchtfolge, Gründüngung oder Bodenvorbereitung. Darauf gehen wir vielleicht an andere Stelle nochmal ein. Wir schauen sicher nochmal in der Gemüsegärtnerei vorbei.